Fitnesslügen - Klartext!

Die letzten 10-15 Jahre brachten viele Veränderungen und Neuerungen im Sport-, Fitness- und Wellnessbereich mit sich. Zahllose Produkte sollen das Training lustvoller, leichter, effizienter und natürlich auch "cooler" machen.

Dem Sportinteressierten steht mittlerweile ein riesiges Angebot an Sportbekleidung, Nahrungsergänzungen, Trainingsequipment und -möglichkeiten zur Verfügung.

 

Trotz eines sehr großen Angebotes an guten, objektiven Informationsmöglichkeiten ist es immer noch sehr leicht, durch geschicktes Marketing einen großen Teil der Bevölkerung das Geld im Segment Sport- und Gesundheit aus der Tasche zu ziehen. Mangelnde Effektivität bzw. ein schlechtes Preis-Leistungsverhältnis sind keine Seltenheit.

 

Darum nochmal in aller Kürze:

Ohne Fleiß kein Preis.

Es gibt definitiv kein angenehmes, mit viel Elektronik unterstütztes High-Tech Training was deutlich effektiver ist, als die gleiche Zeit im klassischen, individuellen Training, weder Vibration noch Elektrostimulation ersetzt ein funktionelles, ganzheitlich orientiertes Kraft-Ausdauertraining mit freien Gewichten oder auch nur dem eigenen Körpergewicht.

Zwei Stöcke beim Spazierengehen im Stadtpark mit "Diskussionsrunde" verhelfen definitiv nicht zur tollen Fitness und zum straffen Körper. Etwas überspitzt formuliert ist bei diesen Personengruppen bei der Hausarbeit, häufig der durschnittliche Puls und die muskuläre Beanspruchung schon eher auf einem trainingstauglichen Niveau.

Fahrradergometer, Crosswalker, Kraftgeräte als "Schnäppchen" im Supermarkt oder Baumarkt gekauft sind in meinen Augen Umweltverschmutzung , weil sie aufgrund der schlechten Qualität/Funktion irgendwann jedem die Lust an der heimischen, sportlichen Betätigung nehmen und im Müll landen.

Eine teure, längerfristige Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio, in dem ein oder zweimal wöchentlich ein 20-minütiges "Training" an einem Gerätezirkel angeboten wird, halte ich für ebenso fehlinvestiert. Rein aparatives, einzelne Muskeln isoliert trainierendes Gerätetraining berücksichtig nicht mehrdimensionale Alltagsanforderungen.

Leider befindet sich ein sehr großer Anteil dieser derat körperlich "Aktiven" im Irrglauben mehrmals in der Woche wirklich zu trainieren und hierbei etwas für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und unter Umständen Figur zu tun, ich bezeichne dies als "Wellness", nicht als Training, wo es ja darum geht, altersentsprechend, spürbare und sichtbare körperliche Verbesserungen zu erreichen.

Kein Proteinkonzentrat ist 50 € pro Kg wert und kein Ernährungskonzept funktioniert, wenn es auf Dauer nicht schmeckt oder einfach nicht alltagstauglich ist. Es gibt noch viele andere Beispiele.

Leider verkaufen sich einige „Fachleute“ und geben den Produkten plakative „Studienergebnisse“. Papier ist geduldig und Wunder gibt es leider nur in der Bibel! Erfolg im Training ist zu einem kleinen Teil Inspiration, aber zum Hauptteil gesunde, regelmäßige Transpiration.

Nicht nur im Bereich Body-Building werden seitens der Hersteller immer neue phantasievolle Kreationen von Nahrungsergänzungen geschaffen, die Dank neuester Technologien große Verbesserungen in kurzer Zeit versprechen. Groß ist sicherlich der Verdienst an diesen Produkten.

Die Ideenvielfalt in der Entwicklung und späteren Vermarktung der Sportartikel-Industrie ist hier scheinbar grenzenlos. Man fragt sich fast schon, wie Sportler vor dreißig Jahren ohne futuristische Funktionsbekleidung, viel Plastik und mikrofiltrierte, ph-Wert neutraler Nahrungsergänzung etc. leben geschweige denn trainieren konnten.

Erfreulich das es in einigen Bereichen schon wieder eine Rückbesinnung auf das "einfachere" gegeben hat. Das Training mit freien Gewichten oder dem eigen Körpergewicht erlebt ein Comeback, altbewährtes wie Yoga, Kettlebell, Training in der Natur erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

 

Je höher das Lebensalter, desto entscheidender ist für die meistgewünschte Zielsetzung im Fitnessbereich Figur formen, Ausdauer verbessern, ausgewogene Kraftverhältnisse, Beseitigung von Haltungsbeschwerden, dass funktionelles, freies Krafttraining, variables Ausdauertraining, eine bedarfsgerechte Ernährungweise und eine angemessene Regeneration berücksichtigt und dem einzelnen individuell angepasst werden.

Ohne Regelmäßigkeit, eine gewisse Disziplin und eine gesunde Progressivität in der Trainingsgestaltung, werden keine nennenswerten Veränderungen hinsichtlich Körperfettreduzierung, Beseitigung von Rückenbeschwerden, optimale Körperkraft etc. erreicht. Aus meiner Beobachtung heraus unterfordern sich grob geschätzt 70% aller Personen in den Fitnesscentern. Dies betrifft besonders die Frauen und Älteren. Solche "Schonprogramme" werden im Fitnessbereich häufig als Weg zum straffen Körper oder zu einer gesunden Leistungsfähigkeit verkauft. Auch wenn das Training nur einen Ausgleich zur Arbeit und etwas Ablenkung vom Alltag bringen soll, würde doch jeder gern etwas positive Verbesserung seiner inneren und äußerlichen körperlichen Situation erfahren. In den letzten Jahren ging es in vielen Studios weiter mehr in Richtung "Erlebnis- und Wellnessoase" und die eigentliche frühere Basis das "echte" Training, wurde immer weniger berücksichtigt. Natürlich ist es besser ´zig Tausende Menschen aller Altersklassen schleichen im Studio auf dem Crosswalker rum, machen ein eintöniges, wenig fit-machendes 6-Stationen Zirkeltraining, schwimmen brav mehre Male die Woche auf Empfehlung ihres behandelnden Arztes gegen den Rückenschmerz an oder gehen mit Stöcken spazieren, als das sie gar nichts machen- nicht wenige sind aber leider irgendwann so frustriert, da sich trotz langem "Training" hinsichtlich übermäßigen Körperfett, Rückenschmerz und Kurzatmigkeit bei einem kleinen Treppensprint nichts verändert hat und werfen die Mitgliedskarte zum Fitnesscenter in die Tonne oder die Walkingstöcke inklusive der ursprüngliche Bewegungslust in den Keller?

Grundsätzlich muss ein Trainings-, Ernährungs- oder Gesundheitskonzept dem einzelnen Spaß machen und alltagstauglich sein, damit es zum festen Lebensbestandteil wird.

 

Ja, jeder kann effektiv trainieren und dabei Spaß haben. Es ist die Aufgabe eines guten Trainers, den einzelnen individuell dort hin zu führen. Leider setzen immer mehr Fitnesscenter und andere Sportanbieter aus Kostengründen auf schnell angelernte Trainerkräfte und verpassen dem Kunden am liebsten einfache, möglichst für beide Seiten bequeme Standard-Trainingsangebote. Wirkliche Begeisterung für Training und Gesundheit wird hier definitiv nicht entzündet. Dabei versagen oftmals sogar teuer entwickelte, gutgemeinte Aktionen von Krankenkassen und Firmen zur Mobilmachung ihrer Kunden bzw. Mitarbeiter. Noch immer wird der Ratsuchende selbst von offiziellen Stellen (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) auf eine ganztägig hohe Getreide- bzw. hohe Kohlenhydratzufuhr getrimmt, obwohl international anerkannte Fachkreise schon lange vor den Langzeitfolgen warnen.

Im Laufe der Zeit entstehen durch Fehlberatung, mangelnde Effekktivität und Alltagstauglichkeit im Sport und Ernährungsbereich Sportmuffel, die schwer für einen erfolgversprechenden Neustart zu begeistern sind.

Deshalb empfehle ich jedem, an Sport und Gesundheit interessierten Menschen, sich auch selbst mit objektiven Hintergrundinformationen zu versorgen. Das Internet bietet hierbei gute Möglichkeiten. Suchen Sie den Erfahrungsaustausch mit anderen. Begeben Sie sich bei Ihrer Beratung und Betreuung in die Hände von Praktikern, die das was sie sportlich vermitteln auch selbst mit Leidenschaft leben. Kaufen Sie nur nach einem ausgiebigen Vergleich. Probieren Sie aus, behalten Sie das was Ihnen gut tut und trennen sich von dem, was Sie nicht voran bringt. Oftmals lässt sich mit weniger High-Tech besser trainieren. Viele erfolgreiche Sportler haben zeitlebens mit einfachsten Mitteln trainiert.

 

Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft wieder mehr Menschen das Thema Sport und Gesundheitsförderung in der Öffentlichkeit prägen, denen es eine Herzensangelegenheit ist, in der Realität positiv erprobte und sinnvolle Qualität zum fairen Preis zu vermitteln, damit beide Seiten davon profitieren.

 

André Schmoll, Juni 2011